Donnerstag, 27.02.2025 ab 20 Uhr

Vernissage

Die Verteidigung des Kosmischen
Robbl´s Tanzende Lichterwelten zu Gast im Corleone

Als William Shatner 2021, von seinem kurzen Raumflug an Bord der Blue Origin Kapsel sichtlich erschüttert wieder auf festem Boden steht und versucht, seine Erfahrung zu beschreiben, findet der über 90 Jährige Schauspieler, der in seiner Zeit als Raumschiffkapitän mit routinierter Zuversicht in die Weiten eines sich glitzernd vor ihm ausbreitenden Weltalls geblickt hatte, nun erstaunlich düstere Worte: „Man sieht hinab, das Blaue da unten und das Schwarz hier oben… Dort ist Mutter Erde und Trost und da ist… ..ist da der Tot? Ich weiß es nicht, aber ist das der Tod? Ist das, wie der Tod ist?“
Shatner ist sichtlich erschüttert. Hinter Ihm lässt der frisch geschiedene Bezos, mit übergroßem Cowboyhut auf dem Kopf, den Korken einer Champagnerflasche knallen. „Du siehst die blaue Farbe an dir vorbeipeitschen und dann starrst du in die Dunkelheit, das ist alles.“

Die Vorstellung ist etwas mit dem die Realität nicht mithalten kann und viele Träume zerbrechen im Moment ihrer Umsetzung. Der Versuch, etwas zu konkretisieren, bei dessen Beschreibung sich die Details immer weiter verziehen, bis am Ende nur eine waage Behelfskonstruktion zurückbleibt und vielleicht Ernüchterung. Die Lichter, in die der Junge Captain Kirk blickte waren Glühlampen, Spiegel und Pappmasche, Draht und Stoff. Alltagsgegenstände, mit Praktischer Phantasie genutzt, um die Phantasie von einer Welt zu beflügeln, in der die großen Probleme der Menschheit gelöst waren und diese, nun endlich in sich ruhend, dem Weltall zuwandte. Einer Welt, die einen Kolonialismus betrieb, der weder die Kolonialisierten noch die Kolonialisierer zerstörte. Hinter dem Fenster des Raumschiffs: Tanzende Farben.

Robbl´s praktische Phantasie macht sich daran, diese ungefähren Kosmologieen zu erschaffen. Fragil schwebend und mit einer Kamera kaum einzufangen, das Medium: Bildhauerei und Licht, gehalten von unsichtbaren Verbindungen zur Architektur des Raumes. Pragmatische Poesie ist hier kein Widerspruch, sondern Widerstand. Robbl arbeitet klandestin, mit Fundsachen, Müll und Zivilisationstrash, nicht um zu Provozieren, sondern um die Welt zu Poetisieren. Der Lichtbildhauer ist ein erfrischend unzynischer Künstler: Auf der steten Suche nach der Schönheit baut er temporäre Gerüste zur Beschreibung des unbeschreiblichen, die sich direkt aus den Gegebenheiten der Materiellen Welt bedingen. Das öffnet eine Ebene, die immer da war, wir uns zu sehen aber teilweise wieder angewöhnen müssen. Alles ist das, was es ist und was es nicht ist, Poesie ist immer eine Umschreibung, eine Metapher und eine Behelfskonstruktion, die sich vorsichtig um den eigentlichen Gegenstand des Erschauderns legt und das Gerüst ist selbst Poetisch.

Kontemporäre Science Fiction lässt in enorm aufwändigen Computersimulationen die Geburt eines Sterns oder das Erscheinungsbild schwarzer Löcher simulieren, nur um vor diesem Hintergrund die 100ste Geschichte über die Ausbeutung durch böse Megacorporations, die durch die Mittel böser Megacorporations finanziert wurde, zu erzählen. Bunte und in Selbstvergessener Poesie vor sich hin funkelnde Welten zu bauen ist kein naiver Eskapismus. Es ist notwendige Arbeit. Es muss gemacht werden, es ist Teil der Ermächtigung zur Erzählung neuer Narrative. Robbl lädt uns in seiner neuen Ausstellung, die ab dem 20.02. einen Monat lang im Corleone (Sendlinger-Tor-Platz 7) stattfinden wird und im Laufe derer auch ein Umfangreiches Rahmenprogramm stattfinden wird, erneut zur Verteidigung des Kosmischen ein.