Donnerstag, 17.11.2011 ab 20 Uhr – Ende Dezember
LowTech Instruments von Charly-Ann Cobdak
Texte: Kirsten Bauerdorf / Photos: Hasan Cobdak
„Die Tschaikowskymaschine – animated scuplture 2009
„ … Die Künstlerin konstruiert die „Tschaikowskymaschine“ – inspiriert durch Erinnerungen an Klänge, die die Kindheit dominierten – ein Rad, das an das frühe Fahrradrad – Readymade von Marcel Duchamp erinnert, an das diverse Elemente wie eine tanzende Ballerina und eine Zuckerfee via einer Playmobilfigur montiert wurden. Zu jeder vollen Stunde erklingt eine Sequenz des Nussknackers mit elektrisierend – mitreißenden Tönen und läßt dabei in bezaubernd romantisch – feinsinniger Weise die Ballerina sich mit ihrem Tutu, im Kreise tanzend drehen. So wie Charlys Geist lebendig und immer wieder auf der Suche nach einer neuen Wortwendung ist, die es differenziert und überraschend umzusetzen gilt, so wendet sie zuweilen ihr Innerstes via romantischer Maschinen – wie in der Tschaikowskymaschine, in der Kindheitschiffren revitalisiert werden – nach Außen, oder stellt die Dinge auf den Kopf.
Frei nach dem Motto des Dadaisten Francis Picabias, der die elementare Frage stellte “Warum ist unser Kopf rund? Damit unsere Gedanken die Richtung wechseln können. …”
Kirsten Bauerdorf
„Inspirationsmaschine“
Hommage an Jean Tinguely und Franz Gsellmann / animated scuplture 2007/2011
„ … die „Inspirationsmaschine“ (2007), ein einfacher Postkartenbetrachter, der an die frühen Daguerrotypien erinnert, da man via einem Guckloch auf zwei von hinten hellstrahlend beleuchtete Fotos blicken kann. Zwei Photos im Rahmen drehen sich im Kreis, man kann immer nur ein Photo sehen. Es fällt der neugierige Blick auf eine Portaitphotografie Jean Tinguelys, den schweizerischen Bildhauer, der u.a. Monumentalplastiken oder bewegliche Schrottmaschinen produzierte und Brunnen komponierte mit fast animalisch anmutenden, vital animierten bunt bemalten Metallelementen oder skurrilen Drahtwesen.
Daneben erscheint ein Konterfei des Weltmaschinenerbauers und kinetischen Künstlers Franz Gsellmann, der seit 1943 bis zu seinem Tode (1981) an seiner ständig wachsenden Weltmaschine feilte. Aus diversen Plastik – oder Metallteilen, die er auf Schrottplätzen oder Gebrauchtwarenmärkten entdeckte, fabrizierte er über mehrere Dezennien ein permanent sich veränderndes, wachsendes und von enormem Detailreichtum schier visuell prosperierendes Gebilde seiner rundgestaltigen Weltmaschine, die ständig vergrößert wurde, sich ausdehnte durch Hinzufügung neuer Findlinge und Fundstücke, wuchs und sich räumlich, farblich und zuweilen auch akustisch animiert mit diversen Klängen pittoresk und unternehmungslustig – und expansionsbegeistert in die Umgebung verbreitete.
Beide kinetischen Künstler Tinguely und Gsellmann scheinen dem Movens und dem stets in Veränderung befindlichen Focus Charly Cobdaks zu entsprechen. Die beiden technikaffinen und mit Metalleinzelteilen agierenden Künstler fungieren so als ideelle Folie, als beredte Ideengeber für das technik – und explorationsbegeisterte Ouevre Cobdak.
Spannenderweise sind beide Photos vor einem süßlich-kitschigen Porzellanengel positioniert, der schwebt und sich im Kreise dreht und sehnsuchtsvolle Fluchtgedanken in die inspirierende Romantik evoziert und auch auf den Beginn der industriell gefertigten Gebrauchsgegenstände verweist. Womöglich ist dies eine nicht zufällige Assoziation, – ex negativo – da die Material – Protagonisten aus Charlys Oeuvre quasi allesamt als Derivate und Rudimente der Industriekultur zu verstehen sind. …“
Kirsten Bauerdorf
„Die Shakespeare – oder wer auch immer – Maschine“
animated scuplture 2011
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